Eine Mama von vielen und ihr erster Sohn


Obwohl ich mein Kind durch einen Missbrauch empfangen habe, eine Vergewaltigung durchgeführt durch den Arm eines Arztes, der in mich eindrang, liebe ich das Kind in mir.

Diese Geburt ist schwer. Die Ketten hindern mich daran mich so hinzulegen, wie es mir und meinem ungeborenen gut bekäme und wie ich die Geburt vorantreiben könnte.

Schließlich ziehen sie mein Baby mit einer großen Zange heraus. Ich kann nur einen kurzen Blick zu meinem Sohn werfen, ehe ich mich erschöpft versuche auszuruhen. Ich möchte gar nicht schlafen, denn mein Sohn braucht mich, braucht die Milch die mein Körper für ihn produziert hat und braucht meine Liebe und Zuwendung.

Er wird mir vor die Nase gelegt, so dass ich mich um ihn kümmern kann.

Ich rege durch eine sanfte Massage mit meiner rauen Zunge seinen Körper an, damit er aufstehen kann. Ich kann fühlen, wie dadurch meine Milch einschießt. Die Milch, die für mein Baby ist. Nach einiger Zeit steht mein kleiner Sohn auf und geht an die Milchquelle. Er ist stark und schafft nach wenigen Anläufen ein paar Schlucke zu saugen. Schließlich fordern mein Körper und die Anstrengung ihren Zoll, ich schlafe ein. 


Der kurze Schlaf hat mich gestärkt. Sie kommen und treiben mich in einen Stand in dem auch schon meine Cousinen und Freundinnen stehen. Komische Pfropfen werden mir über die Brust gezogen, es tut so weh und dann beginnt meine Milch zu laufen. Ich spüre wie sie mir ausgesaugt wird. Der Druck in der Brust lässt ein wenig nach. Ich verstehe nicht; wo ist denn mein kleiner Schatz, die Milch ist doch für ihn!  

Als meine Brust leer ist, werden mir die schmerzhaften Pfropfen wieder abgenommen und ich werde mit den anderen zurück getrieben. Die Ketten legen sich wieder um meinen Hals. Ich kann aufstehen und mich hinlegen. Die lästigen Fliegen an meinem Körper kann ich nicht verjagen und auch kratzen kann ich mich nicht, wenn  es irgendwo juckt. 


Ich schaue mich um, doch mein kleiner Sohn ist weg. Ich höre von nebenan  seine Rufe nach mir. Ich rufe zurück, „ich bin hier mein kleiner, ich bin doch hier“, rufe ich laut.

Er schreit, hat Durst und sucht meine Wärme, doch er kommt nicht zu mir und ich kann nicht zu ihm, die Ketten hallten mich fest.


Mein Herz ist schwer. Ich weine nicht nur laut rufend, auch mein Herz weint und Tränen tropfen aus den Augenwinkeln meiner Augen. Ich habe solche Sehnsucht nach meinem Kind! Meine Brust füllt sich wieder mit Milch und wird schwer. Ich rufe ihn, immer wieder. Die ganze Nacht, den nächsten Tag und auch noch die nächste Nacht, bis ich so heiser bin, dass kein Ton mehr rauskommt. Ich höre seine verzweifelten Antworten, doch irgendwann werden sie leiser und verebben. Wo ist er nur? Wo ist mein kleiner und erster Sohn? Ich nenne ihn „kleiner Schatz“. 

Der Schmerz in meinem Körper und in meinem Herzen will nicht vergehen. 


Ich bin tief traurig und muss immer an meinen kleinen Schatz denken. Wie geht es ihm wohl, wo ist er? Ich erinnere mich daran, dass auch ich von meiner Mama getrennt wurde, damals, als ich noch klein war. Und ich erinnere mich an die kleinen Jungen, die zusammengepfercht in einem engen Stall standen und nach ihren Mamas riefen.


Irgendwann habe ich sie nicht mehr gesehen, ich sah andere, die gerade geboren waren, aber die, die ich kannte, waren fort. 

Es hatte wohl mit dem großen Laster zu tun, der einmal die Woche kam und in den einige von uns hineingetrieben wurden? Wenn sie nicht wollten, weil sie Angst hatten, oder nicht von uns Freunden weg wollten, dann gab es Prügel mit einer Stange oder mit den Füßen. Aus der Stange kamen Blitze und es zischte laut. Die geprügelten Freunde wandten sich unter dem Schmerz. Wo wurden sie wohl hingebracht? Und würde mein kleiner Schatz eines Tages auch in so einem Laster landen? Hineingeprügelt? 

Ich erinnere mich an einen großen und starken Bullen, er hat sich gewehrt und ist über die Brüstung des Lasters gesprungen. Dabei verletzte er sich, seine Beine brachen. Dann kamen viele Männer und prügelten ihn trotz seiner gebrochenen Beine zurück in den Laster. Er schleppte sich halb kriechend, die gebrochenen Beine hinterher schleifend, wieder nach oben. Oh, das wünsche ich meinem kleinen Schatz nicht! Ich wünschte er würde auf saftigen Wiesen laufen, zu mir kommen und seine Milch trinken und mit den anderen Kuhkindern spielen, bis er müde und erschöpft vom glücklichen Spiel zufrieden ein Nickerchen machen würde. 

In meinem tiefsten Inneren weiß ich, das dies nicht sein Schicksal sein wird. 


Die Tage vergingen, meine Milch floss, doch wer sie trank, das wusste ich nicht, dabei war sie doch für meinen kleinen Schatz. Mein Herz blieb schwer, ich versuchte weiterzuleben ohne an ihn zu denken.


Und dann sah ich ihn. Groß war er geworden, ein richtiger Prachtbursche. Doch mein Herz brach, denn er wurde mit dem Stab auf einen Laster getrieben. Noch einmal rief ich ihn und er schaute kurz in meine Richtung und antwortete traurig, ehe er Fußtritte bekam und mit den anderen weiterging. Das war das letzte Mal, dass ich meinen „kleinen Schatz“ gesehen habe. 


Als das Jahr zu Ende ging, kam wieder der Doktor mit seinem langen Handschuh und einer Spritze. Ich war gebunden am Hals und hatte keine Möglichkeit weg zu laufen. Meine Hinterbeine waren mit Stricken so gebunden, dass ich nicht nach Hinten austreten konnte. Während seine Hand und sein Arm in meine Scheide eindrangen und mir ein neues Baby einschoben, damit ich auch nächstes Jahr wieder weiter viel Milch für mein Baby produzierte. Der Doktor war nicht zart, er war ruppig und tat mir weh und er hat kein Recht dazu! Ich wollte seinen Arm nicht in meiner Scheide spüren, ich hätte ihn so gern weggetreten.


Obwohl ich mein Kind durch einen Missbrauch empfangen habe, eine Vergewaltigung durchgeführt durch den Arm eines Arztes, der in mich eindrang, liebe ich das Kind in mir.

Diese Geburt ist schwer. Die Ketten hindern mich daran mich so hinzulegen, wie es mir und meinem ungeborenen gut bekäme und wie ich die Geburt vorantreiben könnte



Epilog

Da ich es nicht mag, wenn Geschichten nicht gut ausgehen, möchte ich dieser Geschichte ein gutes Ende geben. Wohl wissend, dass dieses Ende schon so geschehen, aber leider nicht die Regel ist.


Nennen wir die Mamakuh aus der Geschichte dazu mal Marie.


Nachdem Marie ihr zweites Kind eingespritzt wurde, kamen Tierschützer, welche den Bauern davon überzeugten, dass es viel besser wäre einen Tiergnadenhof/Lebenshof zu führen, als Tiere auszubeuten und zu töten. 

Eine große Tierschutzorganisation, die viele Spendengelder zur Verfügung hatte, baute also den Hof um und alle dort noch lebenden Tiere wurden übernommen und durften ihr Leben glücklich und zufrieden bis zu ihrem natürlichen Tod leben. 

Marie bekam ihr Kalb und durfte mit diesem zusammen sein und glücklich über die Wiese toben. 

Und auch der kleine Schatzi und seine Leidensgenossen, wurden noch vor dem Schlachthof frei gekauft und durften ihr Leben auf dem nun neu gegründeten Schutzhof leben. 





- Das Leben einer „Milchkuh“ dauert etwa 6 Jahre, dann folgt der Mord an ihr, weil der Körper zu ausgelaugt ist um noch weiter ausreichend zu produzieren. Es gibt auch die so genannten Downer, das sind die Kühe, die nicht einmal mehr aufstehen können. Sie werden oftmals einfach zum langsamen sterben an den Beinen aus dem Stall gezogen und liegen gelassen bis sie endlich gestorben sind. Nicht selten werden dabei ihre Beine gebrochen. Die männlichen Kälber werden meistens gemästet und mit etwa 9 Monaten in spezielle Mastbetriebe transportiert. Nach etwa 2 bis 3 Jahren sind sie fett genug, damit sie auch zur Ermordung gebracht werden können. 

Und dann gibt es noch die so genannten „Milch“Kühe, die schwanger über viele tausende Kilometer transportiert werden, an einem Bein hängend in Frachträume von Containerschiffen verladen und wieder ausgeladen werden. Das alles um, wenn sie am Zielort ankommen sind, ihre Kälber zu bekommen, um dann frische Milch für Touristen zu liefern. Unvorstellbare Grausamkeiten, die liebevollen und mitfühlenden Wesen angetan werden, Müttern und Babys. 


Ich habe aufgehört Milch zu trinken, die nicht für mich als erwachsener Mensch gedacht ist, denn ich möchte nicht Mitschuld tragen an dem ganzen Leid, welches Müttern und ihren Babys angetan wird. Als ich selbst eine schwere Zeit nach der Geburt meines Kindes erlebte und meine Milch abpumpen musste, weil mein Baby in einer anderen Klinik lag, habe ich das Leid der Kühe und anderer Tiere gefühlt, die für ihre Milch und ihr Fleisch ausgebeutet, gequält und am Ende ermordet werden. Das war der Augenblick, in dem mein Gewissen stärker wurde, so dass ich damit aufhörte Milch von Artfremden Tieren zu trinken. Ich bin ein erwachsener Mensch, ich brauche keine Säuglingsnahrung mehr, erst recht nicht von nicht menschlichen Tieren. Mit dieser Entscheidung lebe ich sehr zufrieden und viel gesünder. 



Für mehr Infos über Kühe und ihr Leben, bitte diesem Link folgen:

https://www.animals-angels.de/projekte/milchkuehe/anbindehaltung.html























Fotos von Pixabay Lizensfrei   



Anmerkung:

Ich fand es bezeichnend, dass ich auf der Suche nach passenden Bildern, nur auf Tierschutzseiten fündig wurde. 

Auf den normalen Seiten findet man nur „glückliche“ Kühe und Kälber, das Elend wird nicht gezeigt.






Zu den anderen Beiträgen des 2024 Autoren Osterkalenders geht es hier entlang: 

https://www.autoren-adventskalender.de/

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